Schimmelpilz-Probleme
Schimmelpilzbildung
in Wohnräumen - ein aktuelles Thema
Schimmelpilz tritt immer häufiger in Wohngebäuden auf.
Es sind nicht nur alte Gebäude mit geringem Wärmeschutz
betroffen, sondern auch neuere Gebäude mit einem
Wärmeschutz, der den Anforderungen der EnEV
(Energie-Einsparverordnung) genügt.
In der Außenluft sind immer Schimmelpilz-Sporen vorhanden. Schimmelpilz kann sich
bilden, wenn
- ein Nähgrund vorhanden ist (z.B.
Dispersionsfarbe, Holz, Staub, Gipsputz /
Gipskartonwände, usw.) und
- der Nährgrund feucht ist.
Übliche Dispersionsfarben, Tapeten
und Tapetenkleister (usw.) bieten einen vorzüglichen
Nährgrund, da diese Materialien chemisch sauer
(niedriger Ph-Wert) und kohlestoffhaltig sind. Auf alkalischem Untergrund (Beton,
Kalk) mit hohem Ph-Wert findet der Schimmelpilz ein geringes
Nahrungsangebot. Er breitet sich nicht oder nur in
geringem Maß bei sehr hohen Werten der
Materialfeuchtigkeit aus.
Luftfeuchtigkeit - Problem Nummer 1
In der Umgebungs- und Raumluft wird Wasserdampf
gebunden. Je nach der Lufttemperatur kann die Luft mehr
oder weniger Luft in Form von Wasserdampf binden. Diese
Eigenschaft der Luft wird durch das Heizen und Lüften der
Wohnräume in der Heizperiode genutzt, um die durch Atmen,
Kochen, Duschen, Waschen (usw.) in die Raumluft eingetragene
Feuchtigkeit zu "entsorgen". Das Prinzip der
"Entsorgung" der durch die Nutzung von Wohnungs-
und Aufenthaltsräumen eingetragene Feuchtigkeit in die
Raumluft ist wie folgt dargestellt:
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Heizen
und Lüften vermeidet den
Schimmelpilz
Durch die Erwärmung
der kalten Außenluft wird die Raumluft
trocken und weist einen niedrigen
Wert der relativen Luftfeuchtigkeit auf.
Die "trockene" Luft kann
die in die Raumluft verdunstete Feuchtigkeit aus dem Atmen, Kochen, Wäsche waschen,
Duschen, usw. aufnehmen. Damit steigt die relative
Luftfeuchtigkeit an. Die
Feuchtigkeit, die in die Raumluft
verdunstet, wird durch das
"Weglüften" der feuchten Luft nach
draußen entsorgt. Durch das
Lüften beginnt der Kreislauf neu. |
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Das Vermögen der Luft, Feuchtigkeit in
der Form von Wasserdampf aufzunehmen, steigt mit der
Lufttemperatur. Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass sich
bei der Abkühlung der Luft die relative Luftfeuchtigkeit
erhöht. Wird die Luft so weit abgekühlt, dass das
Aufnahmevermögen zur Aufnahme von Feuchtigkeit erreicht
ist, spricht man von der Sättigung der Luft. Wird die Luft
unter die Temperatur, bei der der Sättigungsgrad von 100%
(= 100% relative Luftfeuchtigkeit) erreicht ist, abgekühlt,
dann kondensiert Wasser an Bauteiloberflächen (z.B.
Außenwandecken, Fensterlaibungen, Heizkörpernischen,
Wärmebrücken).
Die Temperatur, bei dem die Luft mit
Wasserdampf gesättigt ist, ist die
"Taupunkttemperatur".
Schimmelpilz wächst bereits wenn die
relative Luftfeuchtigkeit an der Bauteiloberfläche 80% bis 95%
beträgt. Deshalb dürfen
die Wände in der Wohnung nicht so weit abkühlen, dass ein
ein Wert von 80% der relativen Luftfeuchtigkeit an der Wandoberfläche
erreicht wird.
Mit der Luftfeuchte steigt die
Taupunkt-Temperatur der Luft an der Wand
Das "Normklima" von
Wohnräumen ist 20°C bei 50% relativer Luftfeuchte.
Wird diese Luft abgekühlt, dann erreicht sie bei
12,6°C eine relative Luftfeuchte von 80%. Der Taupunkt
(100% rel. Luftfeuchtigkeit) liegt bei 9,3°C.
Bei einem Raumklima von 20°C und 60% relativer Feuchte
liegt der Taupunkt bereits bei 11,5°C, bzw. bei 16,9°C
für 80% rel. Luftfeuchte. Dies zeigt, dass die
relative Luftfeuchtigkeit ein wesentlicher Faktor für die
Bildung von Schimmelpilz ist.
Regelmäßige
Fensterlüftung senkt die relative
Luftfeuchte im Wohnraum
Wird kalte Luft erwärmt, dann verringert sich die
relative Luftfeuchte. Die Luft kann dann wieder Feuchte, die
beim Duschen, Kochen, Waschen und Atmen entsteht
aufnehmen.
Schimmelpilz vermeiden
und Heizkosten sparen durch optimale relative
Luftfeuchtigkeit
Außentemperatur |
Sommer |
<+10°C |
<+5°C |
<0°C |
<-5°C |
Altbau,
alte Fenster (*) |
<65% |
<50% |
<45% |
<40% |
<35% |
Altbau,
neue, dichte Fenster (*) |
<65% |
<50% |
<45% |
<40% |
<35% |
Massivbau
1985 - 2002 (*) |
<65% |
<55% |
<55% |
<50% |
<45% |
Neubau
ab 2003 |
<65% |
<60% |
<60% |
<55% |
<50% |
(*) gilt für
Gebäude ohne zusätzliche Wärmedämmung
Fazit: Steigt
die relative Luftfeuchte über die empfohlenen Werte, muss der Raum gelüftet
werden.
Ausreichender Wärmeschutz des
Gebäudes verhindert Schimmelpilz
Zur Vermeidung des Schimmelpilzwachstums müssen die
Außenwände einen ausreichenden Wärmeschutz ausweisen.
Ist dieser nicht vorhanden, kühlt die Wand auf der
Innenseite stark ab und fördert die Kondensation der
Raumluft. Dies führt zu einem Feuchteschaden mit
Schimmelpilzbildung.
Neue Fenster in alten Wänden - ein
bekanntes Problem in Altbauten
Dichte Fenster mit Wärmeschutzglas vermindern
Energieverluste und sparen Heizkosten. Sie verursachen jedoch folgende Probleme:
-
Die Fensterscheibe ist nicht mehr
der kälteste Punkt im Raum. Die Kondensation der
Raumluft mit hoher relativer Feuchte findet nicht
mehr an der Fensterscheibe, sondern an der kalten
Außenwand statt.
-
Es fehlt der bisher vorhandene
Luftaustausch durch undichte Fenster. Die Raumluft
muss zur Vermeidung von zu hoher Luftfeuchte viel
öfters durch die Fensterlüftung
ausgetauscht werden.
Der Fenstertausch führt in Altbauten, ohne
zusätzliche Maßnahmen zur Dämmung der Außenwände
oder die Sicherstellung einer ausreichenden Grundlüftung
bei geschlossenen Fenstern, häufig trotz von Gerichten als ausreichend
angesehenen 3 bis 4 täglichen Fensterlüftungen zur Bildung
von Schimmelpilz. Ein Fenstertausch ohne diese zusätzlichen Maßnahmen
entspricht nicht den Anforderungen der einschlägigen DIN-Normen und kann
somit als ein bauseitiger Mangel eingestuft werden.
Fenstertausch
an alten Gebäuden - die Grundlüftung muss bei
geschlossenen Fenster sichergestellt sein
Altbauten hatten zum Zeitpunkt der
Erstellung Fenster ohne Gummidichtungen. Bedingt durch die
"Undichtigkeit" der Fenster wurde die Raumluft
selbst bei geschlossenen Fenstern mehrmals am Tag
ausgetauscht. Dies führte zu niedrigen Werten der relativen
Luftfeuchtigkeit, insbesondere an Tagen mit sehr kalter
Witterung. Trockene Luft hat einen niedrigen Taupunkt, der
die Bildung von Schimmelpilz an kalten Wänden (wegen der
mäßigen Dämmung) verhinderte. Bei neuen Fenstern ist der
Luftwechsel bei geschlossenen Fenstern stark reduziert. Dies
führt, selbst bei ordnungsgemäßem Lüften, oft zu einer
höheren relativer Luftfeuchtigkeit und Kondensation der
Raumluft an kalten Wänden.
Die Grundlüftung bei
geschlossenen Fenstern kann durch den Einbau von
Fensterfalzlüftern, Außenluftdurchlässen oder einer
Lüftungsanlage sichergestellt werden.
In Wohnräumen
muss die in die Raumluft eingetragene
Feuchtigkeit "weggelüftet" werden
Ein Haushalt mit 4 Personen "produziert" pro
Tag zwischen 8 und 12 Liter Feuchtigkeit (z.B. durch
Duschen, Kochen, Wäsche, Atmen), die durch die Raumluft
aufgenommen wird. Wird diese Feuchtigkeit nicht durch
ausreichend häufiges Fensterlüften
("Stoßlüften") an die Außenluft entsorgt,
dann kann es wegen der erhöhten relativen
Luftfeuchtigkeit zur Kondensation der Raumluft und
Bildung von Schimmelpilz kommen.
Wasserschäden und von außen in das Mauerwerk
eindringende Feuchtigkeit sind auch ein Problem
Neben der häufig vorkommenden Kondensation der Raumluft
durch nicht ausreichendes Lüften von Wohnräumen
führen Wasserschäden durch Undichtigkeiten der Wasser-
und Sanitär-Installation zu Schimmelpilz-Schäden. Dies
betrifft auch die außen in das Mauerwerk eindringender
Feuchtigkeit. Durch entsprechende Messungen der
Mauerfeuchtigkeit und der Oberflächentemperaturen
(Wärmebildkamera) kann die Ursache geklärt werden, ob eine
Kondensation der Raumluft oder ein Wasserschaden bzw.
von außen in das Mauerwerk eindringende Feuchtigkeit
die Ursache für den Schimmelpilzbefall ist.
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Schimmelpilzbefall an einer
Wärmebrücke (Außenwand und Betondecke unter einem
Flachdach)
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Dazugehöriges Wärmebild
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Schimmelpilzart: Aspergillus
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Schimmelpilzart: Penicillium
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Schimmelpilzart: Chaetomium
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Schimmelpilz-Spore
Quelle: BiolytiQs, eigene Bilder |
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